RegionalgruppeMein Weg

Mein Weg zu mamazone

Es war am 27. Februar 2015 - diesen Tag   werde   ich   mein   Leben   lang   nicht vergessen. Bei meinem  ersten Mammographie-Screening erfuhr ich, dass ich Brustkrebs habe. Die Diagnose zog mir den Boden unter den Füßen weg, ich habe die erste Zeit nur geweint und traurig daran  gedacht,  dass  ich  meine  Enkelkinder  nicht mehr kennenlernen werde.
Neuanfang
Nach  etwa  vier  Wochen  kam  dann  aber  glücklicherweise  die  Wende.  Ich  wollte  mein Leben nicht von dieser Krankheit bestimmen lassen. Also fing ich an, mich auf seriösen  Seiten  im  Internet  zu  informieren  und  trat  auf  Facebook  verschiedenen  Brustkrebsgruppen bei.
Der Austausch mit anderen betroffenen Frauen  half  mir,  die  Therapieempfehlungen  der  Ärzte  besser  zu  verstehen  und  mitzutragen.  Den  Kopf  nicht  in  den  Sand  zu stecken, sondern mir eine positive Sicht auf die Dinge zu bewahren, hat mir im gesamten Verlauf der Therapie geholfen.
Ich  musste  sowohl  Chemo-  als  auch  Strahlentherapie  über  mich  ergehen  lassen  und  beschloss,  in  dieser  Zeit  nicht  tatenlos  zu  bleiben.  Schon  während  der  Chemotherapie  fing  ich  mit  Nordic  Walking  an  und  bin  viel  raus  in  die  Natur.  Das  war  ein  wahnsinniges  Lebensgefühl.  Außerdem  habe  ich  bereits  während  der  Bestrahlung im Oktober 2015 mit dem örtlichen Sportverein zusammen eine Krebssportgruppe gegründet. Im wöchentlichen Abstand  trafen  sich  bis  zu  zehn  an  Krebs  erkrankte  Menschen.  Wir  führten  zuerst  ein Kraft- und Ausdauertraining durch, daran schloss sich  eine Meditation an.
Zurück im Beruf
Ein Jahr nach der Diagnose nahm ich mei-nen  alten  Beruf  als  Schuhfachverkäuferin  wieder auf.
Aber schon nach kurzer Zeit merkte ich, dass  ich  körperlich  nicht  mehr  so  fit  war  wie früher und aufgrund einer ausgeprägten  Polyneuropathie  in  den  Füssen  nicht  mehr  so  lange  stehen  konnte.  Ich  wollte  mir aber nicht eingestehen, dass ich nicht mehr  so  leistungsfähig  bin.  Das  war  eine  schlimme  Zeit,  die  mich  psychisch  stark  belastete.
Auch in der Reha wurde mir deutlich gemacht, dass ein Beruf als Verkäuferin nicht mehr infrage kam. Deshalb schulte ich zur Seniorenbetreuerin  um  und  gehe  in  dem  neuen Beruf nun voll auf. In der Arbeit mit alten  Menschen  kann  ich  Fähigkeiten  an-wenden, die ich während meiner Therapie entwickelt habe.
Dann kam mamazone
Während  der  Erkrankung  habe  ich  so  viel  Positives gewonnen, das ich gerne weiter-geben möchte.
Über   Onlinegruppen,   in   denen   sich   Frauen mit Brustkrebs austauschen, lernte ich Manuela Grandt kennen und erfuhr von mamazone  e.V.  Manuela  leitet  die  Regionalgruppe Bad Oeynhausen in der onkologischen  Rehaklinik  Bad  Oexen,  zu  der  ich  ab September 2017 alle vier Wochen fuhr. Der  Gedanken-  und  Erfahrungsaustausch  mit anderen Betroffenen tat so gut.
Im      Sommer      2018 fragte mich Manuela,  ob  ich  ihre  Stellvertreterin  werden  wolle,  und  im  November  fuhr  ich  mit ihr zur DiPa nach Augsburg. DiPa steht für   das   Projekt   Diplompatientin,   einen   jährlich  stattfindenden  mehrtägigen  Kongress  für  betroffene  Frauen.  Dort  bekam  ich geballte Informationen, lernte  die Kolleginnen von mamazone kennen und fühlte mich sofort lieb aufgenommen.
Schon  länger  hatte  ich  den  Gedanken,  eine   Selbsthilfegruppe   in   Versmold   zu   gründen.  Im  ganzen  Umkreis  gab  es  keine  Möglichkeit  für  erkrankte  Frauen,  sich  auszutauschen  und  sich  zu  informieren.  Doch  ich  wusste  nicht,  wie  ich  es  anpa-cken sollte.
Mit  Unterstützung  von  mamazone  und  der Stadt Versmold, die mir die Räumlichkeiten  zur  Verfügung  gestellt  hat  und  gezielte  Werbung  schaltete,  war  der  Schritt  auf einmal ganz einfach.
Am  26.  Januar  2019  startete  dann  mit  16 Frauen die mamazone-Regionalgruppe Versmold.  Der  Austausch  von  Gedanken  und  Informationen  soll  dabei  im  Mittelpunkt stehen.

Manuela Paul

mamazoneMAG 01/2019